1.
Diese Ausstellung beleuchtet das Leben von Alexander Farnese und Ambrogio Spinola, wobei ein besonderer Fokus auf ihrer Verbindung zu West Zeeuws-Vlaanderen gelegt wird. Im Vorfeld der Verlegung seiner Invasionsarmee nach England eroberte Alexander Farnese im Jahr 1587 die Hafenstadt Sluis. Als Maurits von Nassau im Jahr 1604 Sluis belagerte, unternahm Ambrogio Spinola vergeblich den Versuch, die Stadt für die spanische Monarchie zu erhalten. Sluis fällt, ebenso wie IJzendijke und Aardenburg, erneut in die Hände der Staaten. Ein Jahr später stehen sich die Truppen der Staaten und der Spanier erneut bei IJzendijke und Watervliet gegenüber.
2. Alexander Farnese
Am 27. August 1545 wird Alexander Farnese in Rom geboren. Vater Ottavio ist ein Enkel von Papst Paul III. und Mutter Margaretha eine uneheliche Tochter von Kaiser Karl V. Seine frühe Kinderjahre verbringt Alexander in Parma. Um die Treue der Farneses zur spanischen Krone zu gewährleisten, holt Philipp II. 1556 Alexander an seinen Hof in Brüssel. Ab 1559 wird er zusammen mit Philips Sohn Don Carlos und Halbbruder Don Juan in Spanien ausgebildet. Im Jahr 1565 heiratet Alexander in Brüssel die portugiesische Prinzessin Maria, wonach das Paar sich in Parma niederlässt.
Von seiner Kindheit an zeigt Alexander ein bemerkenswertes Interesse an militärischen Angelegenheiten. Bei hoher Ausnahme darf er von Philipp II. im Jahr 1571 an der Seeschlacht von Lepanto teilnehmen, wo er sofort durch seinen Kampfgeist und Mut auffällt. Kurz nach dem Tod von Maria im Jahr 1577 verlässt Alexander Parma und tritt in den Dienst seines Onkels und Jugendfreundes Don Juan, der zu diesem Zeitpunkt Generalgouverneur der Niederlande ist. Im Jahr 1578 wird Don Juan schwer krank und ernennt kurz vor seinem Tod Alexander zu seinem Nachfolger.
3.
Alexander entpuppt sich als ein brillanter General und ein gewiefter Diplomat. In einem hohen Tempo stellt er die spanische Autorität über die meisten Städte der Südlichen Niederlande wieder her. Die Eroberung von Antwerpen im Jahr 1585 wird als seine wichtigste Leistung angesehen. Durch eine Schiffbrücke über die Schelde zwingt er die ausgehungerte Stadt zur Kapitulation. Ein ausgelassener Philipp II. ernennt ihn dafür zum Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies. Sein Traum, England zu erobern, wird bei Philipp II. zu einer Besessenheit. Im tiefsten Geheimen baut Spanien an einer großen Flotte, die die Invasionsarmee Alexanders bei der Überquerung von Flandern nach England unterstützen soll.
4.
Nach eingehender Untersuchung des Küstengebiets beschließt Alexander im Juni 1587, Sluis zu belagern. Die Stadt wird von den Elitetruppen von Arnout van Groenevelt und einem englischen Kontingent unter dem Kommando von Roger Williams verteidigt. An beiden Seiten wird heldenhaft gekämpft, aber aufgrund des Ausbleibens von Hilfe muss Sluis kapitulieren. Am 5. August zieht Alexander Farnese mit seinen Truppen in Sluis ein. Am nächsten Tag schreibt er an Philipp II.: „Gott sei Dank!“ Sluis ist eingenommen! Noch nie habe ich in Flandern eine militärische Aktion unternommen, die mir mehr Arbeit und Sorgen bereitete.
Im Jahr 1588 endet der Versuch, mit der Armada den Kanal zu überqueren, in einem Misserfolg. Krank und gegen seinen Willen folgt Alexander dem Befehl von Philipp II., am Krieg in Frankreich teilzunehmen. Alexander Farnese stirbt am 3. Dezember 1592 in Arras.
5. Ambrogio Spinola
Ambrogio Spinola wird 1569 in Genua als Sohn von Filippo Spinola, Markgraf von Sesto und Venafro, und Polissena Grimaldi, Tochter des steinreichen Nicoló Grimaldi, geboren. Traditionell regelt die angesehene Bankiersfamilie Spinola die finanziellen Angelegenheiten des spanischen Königshauses. Wie sein jüngerer Bruder Federico ist auch Ambrogio an Kriegsangelegenheiten und der Ehre interessiert, die auf dem Schlachtfeld zu gewinnen ist. Gemeinsam entwickeln sie Projekte, um den Konflikt in den Niederlanden zu lösen. Im Jahr 1594 schlägt Federico in Madrid die Idee vor, Galeeren einzusetzen. Dies erweist sich als so erfolgreich, dass sie 1597 ein größeres Projekt vorschlagen: England angreifen und so die junge Republik von der unverzichtbaren Unterstützung abkoppeln. Der Plan erhält zunächst die Zustimmung von Philipp II. und später von Philipp III.
Einige Monate vor seinem Tod im Jahr 1598 schenkt Philipp II. die Niederlande seiner Tochter Isabella und ihrem Ehemann Albrecht. Sie regieren über die Südlichen Niederlande als souveräne Fürsten, jedoch unter strengen Bedingungen. Erzherzog Albrecht zieht Friedensverhandlungen mit England einer direkten Konfrontation vor. Die Brüder geben ihr Projekt nicht auf und bilden eine neue Armee: eine Flotte unter dem Kommando von Federico und eine Landarmee unter dem Kommando von Ambrogio. Im November 1601 beginnt Ambrogio in Italien mit der Rekrutierung von Soldaten. Über den 'Camino Español' (Spanischer Weg) kommt er im Juli 1602 mit seinen Truppen in Flandern an. Die Seereise von Federico nach Norden verläuft katastrophal. Während Kämpfen mit Staatsschiffen fällt er am 26. Mai 1603 vor der Küste von Sluis.
6.
Im September 1603 übergibt Albrecht das Kommando über die Truppen bei Ostende an den reichen, aber unerfahrenen Ambrogio Spinola. Bevor dieser mit der Belagerung von Oostende beginnt, lässt er sich gut über die Situation vor Ort von unter anderem dem Militärführer Pompeo Giustiniano informieren. Er beginnt, die Armee zu ordnen und den Soldaten ihre ausstehenden Löhne zu zahlen.
Die Angriffsarbeiten des Ingenieurs Pompeo Targone an der Ostseite von Ostende sehen auf dem Papier beeindruckend aus, sind aber in der Praxis wenig effektiv. Spinola beschließt, die Stadt von Süden und Westen aus Schritt für Schritt, Festung für Festung zu erobern. Es folgen Monate bitterer Kämpfe, heftiger Stürme, Überschwemmungen, Pest und zahlloser Opfer.
7.
Im Frühjahr 1604 belagert Maurits von Nassau die nahegelegene Stadt Sluis. Im Juli ist die Situation in dieser Stadt so drängend, dass Erzherzog Albrecht Spinola den Auftrag gibt, die Stadt zu entsetzen. Bei Oostburg steht Spinola zum ersten Mal direkt gegenüber Maurits, muss aber nach blutigen Kämpfen den Kürzeren ziehen. Mit Sluis endgültig in holländischen Händen, richtet Spinola seine Aufmerksamkeit erneut auf Ostende.
8.
Am 22. September 1604 bleibt von Ostende nicht viel mehr als ein rauchender Schutthaufen übrig und die Stadt ergibt sich. Zum Zeitpunkt der Kapitulation befindet sich Spinola in Brügge. Nach dem Hören der Kapitulation beeilt er sich in Richtung Ostende. Al galoppierend und außer sich vor Freude ruft er unterwegs gegen jeden, der es hören will, im unverfälschten Genueser Dialekt: L’ho pia! L'ho pia! (Ich hab ihn! Ich hab ihn!).
9.
Auf Fürsprache von Albrecht ernennt Philipp III. im Februar 1605 Spinola zum Befehlshaber über die gesamte Armee von Flandern. Auch erhält Spinola die Verwaltung über alle militärischen Geldmittel.
Im Juni 1605 stehen die niederländischen und spanischen Truppen bei IJzendijke gegenüber. Beide Lager behalten einander gut im Auge, aber es kommt nicht zu mehr als ein paar Scharmützeln. Spinola erkennt, dass er Sluis nicht erreichen kann, und verlässt im Juli Flandern, um eine erfolgreiche Kampagne nördlich der großen Flüsse zu beginnen. In kurzer Zeit erobert er unter anderem Oldenzaal, Lingen, Lochem und Groenlo.
10.
Die Einnahme von Breda im Jahr 1625 markiert den Höhepunkt von Spinolas Karriere und wird in Spanien groß gefeiert. Der Bankrott Spaniens im Jahr 1627 verhindert einen weiteren Vormarsch. Spinola reist nach Madrid, wo er mitteilt, dass er ohne Frieden oder Geld (paz o plata) sich weigert, in den Norden zurückzukehren. Er erhält weder das eine noch das andere und wird die Niederlande nie wiedersehen.
Im Jahr 1629 ernennt Philipp IV. Spinola zum Gouverneur von Mailand und zum Oberbefehlshaber der Armee mit absoluter Vollmacht. Während der Belagerung der Festung Casale Monferrato wird Spinola krank und am 25. September 1630 stirbt er in Castelnuovo di Scrivio, krank, deprimiert, verarmt und gedemütigt.