1. Tandem fit surculus arbor

(Endlich wird aus dem Schössling ein Baum)

Moritz (1567–1625) trat 1585 im Alter von 18 Jahren die Nachfolge seines ermordeten Vaters Wilhelm von Oranien als oberster Heerführer der aufständischen sieben Provinzen an. Er entwickelte sich zu einem militärischen Genie und fähigen Wissenschaftler. Die Staatsarmee wurde unter seiner Führung reorganisiert und zu einer flexiblen und gut gedrillten Maschine geformt, mit der viele Siege errungen wurden.

Zusammen mit seinem Vetter Wilhelm Ludwig und seinen Lehrmeistern, darunter Simon Stevin, wurden klassische Ideen aufgegriffen und durch mathematische Prinzipien verbessert.

Die Zusammenarbeit mit dem Landsadvokaten Johan van Oldenbarnevelt im staatsrechtlichen Bereich erwies sich in den ersten zehn Jahren als sehr erfolgreich. Gemeinsam formten sie die sieben aufständischen Provinzen zu einem starken und wohlhabenden unabhängigen Staat. Später entfremdeten sich die beiden: Van Oldenbarnevelt bezahlte dies 1619 mit seinem Leben. Nach dessen Tod konnte Moritz das Niveau der Zeit vor dem Zwölfjährigen Waffenstillstand nicht mehr erreichen. Er starb 1625 an Leberleiden.

  

  1. Jugend und Ausbildung

Im Jahr 1567 schickte Wilhelm von Oranien seine schwangere Frau Anna von Sachsen nach Deutschland. In den Niederlanden herrschte Krieg, und sein Sohn Philipp Wilhelm aus einer früheren Ehe war von Herzog Alba entführt worden. Auf dem Familienschloss in Dillenburg bei Bonn brachte Anna Mauritz zur Welt.

Die Ehe zwischen Wilhelm von Oranien und Anna von Sachsen war un­glücklich. Anna konnte sich nicht an den einfachen Lebensstil in Deut­schland gewöhnen. Sie begann eine Beziehung mit dem Juristen Rubens. Als Wilhelm dies herausfand, wurde Rubens inhaftiert und Anna für geis­teskrank erklärt. Die Ehe wurde annulliert. Anna verbrachte den Rest ihres Lebens in einem Schloss in Dresden. Mauritz und seine beiden Schwestern Anna und Emilia sahen ihre Mutter nie wieder.

Mauritz lebte in Deutschland bei seinem Onkel Johann VI. von Nassau. Zusammen mit seinem Cousin Wilhelm Ludwig studierte er an der Univer­sität Heidelberg. Erst 1582 war die Republik sicher genug, damit Mauritz in die Niederlande übersiedeln konnte. Dort setzte er sein Studium an der Universität Leiden fort.

Durch den Mord an seinem Vater im Jahr 1584 wurde Mauritz’ Ausbildung unterbrochen. Mitte der 1580er-Jahre nahm er sein Studium wieder auf und integrierte es in seine Ausbildung zum militärischen Führer. Zwischen 1590 und 1595 leisteten Mauritz und Wilhelm Ludwig mit ihren Forschun­gen einen wichtigen intellektuellen Beitrag zur Republik.

  

  1. Der Aufstand

Statthalter Wilhelm von Oranien führte den Aufstand an. Er strebte nach Einheit, doch im Jahr 1579 zerfielen die Niederlande. Der protestantische Norden setzte den Kampf unter seiner Führung fort, während der katholische Süden dem König von Spanien treu blieb. Als Wilhelm von Oranien 1584 ermordet wurde, waren nur noch Holland, Zeeland, Friesland und Utrecht im Aufstand.

Generalstaaten

Die Vertreter der aufständischen Provinzen bildeten die Generalstaaten. Nach dem Tod Wilhelms von Oranien baten sie zunächst den französischen König und später die Königin von England, einen Statthalter zu ernennen. Doch die Abgesandten aus diesen Ländern scheiterten. Daraufhin beschlossen die Generalstaaten, die Regierung selbst zu übernehmen.

Mit achtzehn Jahren wurde Moritz Statthalter von Holland, Utrecht und Zeeland. Sein Cousin Wilhelm Ludwig war bereits Statthalter von Friesland. Johan van Oldenbarnevelt war als Landsadvokat von Holland für die Innen- und Außenpolitik zuständig, während Moritz und Wilhelm Ludwig den militärischen Widerstand anführten. Gemeinsam prägten sie die neue Republik der Sieben Vereinigten Niederlande.

Provinzen

Jede Provinz ernannte ihren eigenen Statthalter. Der Statthalter war der oberste Befehlshaber von Heer und Flotte.

  

  1. Die Armee als Maschine

Sobald Moritz das Oberkommando übernahm, begann er gemeinsam mit seinem Cousin Wilhelm Ludwig, die Armee in eine funktionierende Maschine zu verwandeln. Sie nutzten ihr Wissen über die Klassiker und Mathematik, ein für das 16. Jahrhundert revolutionärer Ansatz. Aus dem Söldnerheer wurde eine stehende Armee. Im Winter wurde sie nicht mehr aufgelöst, sondern zur Verstärkung der Garnisonsstädte eingesetzt. Die Soldaten wurden im Umgang mit Waffen und im Gefecht geschult. So konnten sie präzise darin geschult werden, standardisierte Befehle, die in allen Sprachen und Dialekten anwendbar waren, zu befolgen sowie korrekt zu marschieren, exerzieren und in Formation zu laufen.

Die Waffen wurden vereinheitlicht. Soldaten mussten sich nicht mehr selbst ausrüsten. Die Armee stellte hochwertige Waffen wie Musketen und Hakenbüchsen selbst her. Auch die Munition wurde standardisiert. Es entstanden mehrere Kanonengießereien mit vier festen Kalibergrößen. Eine Offiziersausbildung wurde eingeführt.

Diese Ausbildung sorgte für Einheitlichkeit in Befehlen und Einsätzen. Offiziere lernten Kartenlesen und das Anwenden militärischer Taktiken. Die Disziplin wurde gestärkt. Die Armee wurde straffer und professioneller. Fluchen, Vergewaltigung und Plünderung wurden streng bestraft.

In Leiden wurde eine Ingenieursschule gegründet. Diese „Vernünftigen“ entwarfen und errichteten Befestigungsanlagen wie Brücken, Wälle und Bastionen. Jede Garnison beschäftigte Ingenieure. Belagerungen wurden sorgfältig geplant. In den Kommandozelten lagen Stabskarten und Lagepläne bereit. Die Schritte der Belagerung wurden wie in einem Schachspiel durchdacht. Soldaten führten Grabungen durch, legten Gräben an, bauten Angriffslinien und errichteten Wälle. Dafür verwendeten sie ein Spaten-Beil und erhielten zusätzliches Geld. Auch lokale Bauern wurden angeheuert.

Festungen wurden nach dem altholländischen System verteidigt, mit Wällen, Bastionen und Ravelins aus Erde, entworfen von Simon Stevin. Die Ingenieure übernahmen Planung und Ausführung. Mit dieser klugen, mathematischen Art der Kriegsführung wurde Moritz zum angesehensten Strategen seiner Zeit.

  

  1. Belagerungen

Der Belagerungsplan von Moritz von Oranien bestand aus folgenden Schritten:

  1. Es wurden Informationen über die Verteidigung und die Nahrungsmittelvorräte der Stadt gesammelt.
  2. Die Kavallerie sperrte schnell alle Versorgungswege, die sogenannte Einschließung, damit die Stadt keine neuen Vorräte mehr erhalten konnte.
  3. In 1500 Metern Entfernung von der Stadtmauer wurden Quartiere eingerichtet, außerhalb der Reichweite der feindlichen Kanonen.
  4. Diese Quartiere wurden durch einen Wall aus Holz oder Erde mit Schanzen verbunden.
  5. Diese Linie um die Stadt diente als Verteidigung gegen feindliche Angriffe.
  6. Bresbatterien wurden aufgestellt, um die Stadtmauern zu beschießen und eine Bresche zu schlagen.
  7. Sobald eine Bresche entstanden war, wurde die Stadt mit Sturmbrücken auf Rädern und Leitern erstürmt.
  8. Nach den ersten Beschießungen wurde der Stadt eine Kapitulation zu günstigen Bedingungen angeboten. Die Garnison durfte dann mit Waffen, Gepäck und Personal die Stadt verlassen. Je länger die Belagerung dauerte, desto ungünstiger wurden die Bedingungen.
  9. Moritz setzte auch häufig Inundationen (Überschwemmungen) ein, um feindliche Entsatzheere aufzuhalten.
  10. Wenn die Kanonen keine Bresche schlagen konnten, gruben Soldaten Tunnel (Annäherungen) und legten Zickzackgräben an, um die Stadtmauern zu erreichen, ohne beschossen zu werden. An den Gräben und Bastionen wurden Minen angebracht, um Teile der Befestigung zu sprengen.
  11. Ingenieure entwarfen verschiedene Belagerungsgeräte, um die Stadtmauern zu erreichen.

  

  1. Mathematische Anwendungen

Die Zusammenarbeit zwischen Simon Stevin und Moritz fand ihren Ausdruck im Werk Wisconstighe Ghedachtenissen, das zwischen 1605 und 1608 in zwei Bänden erschien. Darin behandelt Stevin, mit Beiträgen von Moritz, Themen wie Trigonometrie, Goniometrie, Bodenmechanik, Navigation, Astronomie, Geometrie, technisches Zeichnen, Perspektive, Statik und Mechanik.

Moritz war besonders an der praktischen Anwendbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse interessiert. Einige Beispiele:

- Vermessungen im Gelände sollten maßstabsgetreu auf Papier übertragen werden.

- Moritz verbesserte Dürers Perspektivrahmen, indem er ihn auf Glas montierte und kippte, um perspektivisch zeichnen zu können.

- Er entwarf ein neues Zaumzeug mit einem in bestimmtem Winkel eingesetzten Gebiss, das das Pferd besser lenkbar und wendiger machte.

- Er führte Reformen in der Buchhaltung für Domänen ein.

- In der Architektur forderte er gleichseitige Symmetrie, etwa bei den Kirchen in Willemstad und IJzendijke.

- Im Garten des Prinsenhofs in Vlissingen wandte er harmonische Symmetrie an.

- Kriegstechniken aus der römischen Antike wurden modernisiert und angewendet.

- Der Festungsbau wurde mathematisch geplant.

Im Jahr 1604 wurde Stevin auf Empfehlung von Moritz zum Quartiermeister ernannt. Moritz schätzte Stevin sehr, und es entwickelte sich eine enge Freundschaft, die jedoch nicht überall Zustimmung fand. Stevin war Mitglied von Komitees, die sich mit Verteidigung und Navigation befassten. Zudem beauftragte ihn Moritz mit der Entwicklung eines Ausbildungsprogramms zur schnellen Schulung von Ingenieuren.

Stevin erwies sich als idealer Kandidat, dank seiner didaktischen Fähigkeiten sowie seines theoretischen und praktischen Wissens. An der Duytsche Mathematique in Leiden erhielten die Schüler Unterricht in Arithmetik, Landvermessung und Festungsbau. Und das in niederländischer Sprache. Bemerkenswert war Stevins große Wertschätzung der niederländischen Sprache: Er war überzeugt, dass das Niederländische besser zur Wissensvermittlung geeignet sei als Griechisch, Latein oder jede moderne Sprache.

  

  1. Status

Wilhelm von Oranien hinterließ Moritz vor allem Schulden. Im Laufe seiner Karriere gelang es Moritz jedoch, zunehmend Vermögen und Besitz zu erwerben. Mit der Zeit erhielt er immer mehr Titel und Herrschaftsgebiete, was ihm zusätzliches Einkommen und Ansehen verschaffte. Erst nach dem Tod seines älteren Bruders Philipp Wilhelm im Jahr 1618 erhielt er den Titel Prinz von Oranien.

Er unterhielt einen prunkvollen Hofstaat mit etwa 200 Personen und führte ein luxuriöses Leben. Seine Halbschwestern wurden mit angesehenen französischen Adligen verheiratet. Seine jüngere Schwester Emilia stellte sich quer: Sie verlobte sich mit einem portugiesischen Adligen ohne Vermögen oder Stand, zudem katholisch. Moritz stellte sich zunächst dagegen, musste sich letztlich aber fügen.

Moritz heiratete nie. Er unterhielt jedoch eine langjährige Beziehung mit Margaretha von Mechelen, einer Frau aus niederem Adel und katholischen Glaubens, was eine Eheschließung unmöglich machte. Die drei Kinder aus dieser Verbindung wurden anerkannt, am Hof erzogen und erhielten Adelstitel. Neben dieser Beziehung hatte Moritz mehrere Affären, aus denen fünf weitere Kinder hervorgingen. Auch diese genossen eine gute Erziehung. Sein jüngerer Halbbruder Friedrich Heinrich wurde gezielt auf die Nachfolge vorbereitet.

Neben dem Titel Prinz von Oranien trug Moritz folgende Titel:

- Graf von Nassau, Katzenelnbogen, Vianden, Diez, Lingen, Moers, Buren und Leerdam

- Markgraf von Veere und Vlissingen

- Baron von Breda, Grave, dem Land van Cuijk, Diest, Grimbergen, Herstal, Ranendonck, Waasten, Arlay, Nozeroy, St. Vith, Daasburg, Lek, Polanen, Niervaart und St. Maartensdijk

- Erbburggraf von Antwerpen und Besançon

  

  1. Generaladmiral

Die Niederländische Ostindien-Kompanie (1602) und die Westindien-Kompanie (1621) waren nicht nur Handelsunternehmen, sondern auch Verwaltungsorgane im Auftrag der Generalstaaten und ihres Admiral-Generals.

In seiner Rolle als Generaladmiral zeigte Moritz großes Interesse an gedruckten Karten und Globen.

Zu den Zielen dieser Kompanien gehörten unter anderem:

- Die Kriegskasse mit Handelsgewinnen auffüllen

- Die Kriegsmaschinerie des Feindes stören

- Das habsburgische Reich durch Kriege und Eroberungen in Übersee schwächen

- Eine neue Front in Übersee eröffnen

- Fahrten nach Indien und Nova Zembla

- Expeditionen zu den Silberminen in Peru und Mexiko

- Die Eroberung und Plünderung portugiesischer und spanischer Siedlungen entlang der Atlantikküste

Im Osten lag der Schwerpunkt auf Diplomatie. Im Westen dominierten militärische Operationen. Moritz profitierte doppelt: Als Investor erhielt er einen Anteil am Gewinn, und als Generaladmiral standen ihm drei bis zehn Prozent der Beute aus geplünderten Schiffen oder Städten zu.

  

  1. Zwölfjähriger Waffenstillstand

In den Jahren vor dem Zwölfjährigen Waffenstillstand verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Moritz und Oldenbarnevelt. Moritz wollte den Krieg fortsetzen, um den Gegner zu schwächen, während Oldenbarnevelt einen Waffenstillstand anstrebte, um die Wirtschaft zu stärken. Politisch und religiös standen sie sich zunehmend gegenüber. Als die Bedrohung aus dem Ausland nachließ, traten innere Probleme in den Vordergrund.

Im Jahr 1618, nach dem Tod von Philipp Wilhelm, erhielt Moritz den Titel Fürst von Oranien. Gemeinsam mit seinen Anhängern griff er hart durch: Oldenbarnevelt und seine Verbündeten wurden verhaftet, während Moritz' Freunde wichtige Regierungspositionen erhielten. Auf der Synode von Dordrecht wurde die calvinistische Lehre in eine contra-remonstrantische Richtung weiterentwickelt. Oldenbarnevelt wurde 1619 als Landesverräter zum Tode verurteilt und auf Befehl von Moritz hingerichtet.

Als der Krieg 1621 wieder ausbrach, stand Moritz weitgehend allein da. Seine Anhänger riefen zur Bildung einer inneren Front gegen die Spanier auf. Das zeigte, dass während des Waffenstillstands eine tiefe politische und religiöse Spaltung entstanden war.

Moritz’ Interesse an gedruckten Wandkarten und Globen war zum großen Teil durch seine Rolle als Generaladmiral bestimmt. Obwohl der Handel bei der Suche nach direkten Handelsverbindungen im Vordergrund stand, spielten militärische Aspekte eine wichtige Rolle.

  

  1. Die letzten Jahre

Mit dem Auslaufen des Waffenstillstands im Jahr 1621 wurde der Krieg erneut aufgenommen. Eine gründliche Vorbereitung fehlte jedoch. Moritz zeigte sich schwach und zögerte bei der Rückeroberung von Twente und der Achterhoek. Er entschied sich für eine defensive Strategie. Die Entschlossenheit von Johan van Oldenbarnevelt wurde schmerzlich vermisst.

Spinola verstärkte das spanische Heer und griff bedeutende Städte der Republik an. Im Jahr 1622 belagerte er Bergen op Zoom, das nur mit Mühe von Moritz entsetzt werden konnte. 1623 nahm Spinola Breda ins Visier. Da Moritz zu krank war, um selbst das Kommando zu übernehmen, übertrug er es seinem Halbbruder Friedrich Heinrich. Breda fiel schließlich im Mai 1625.

Moritz litt schwer an einer Krankheit, vermutlich Leberkrebs. Er ernannte Friedrich Heinrich zu seinem alleinigen Erben. Voraussetzung dafür war, dass dieser heiratete; am 4. April 1625 vermählte er sich mit Amalia von Solms. Der Gesundheitszustand von Moritz verschlechterte sich rasch. Er starb am 23. April 1625 im Alter von 58 Jahren. Einige Monate später wurde er im Familiengrab in Delft beigesetzt.

  

  1. Moritz in Flandern

Im Jahr 1586 wurde Axel (1) in einem nächtlichen Angriff erobert. Gemeinsam mit englischen Truppen unter der Führung von Philip Sidney nahm Moritz die Stadt ein und ließ sie befestigen. Es war der erste militärische Sieg des 19-jährigen Moritz.

Im Jahr 1600 ordneten die Generalstaaten die Einnahme von Dünkirchen an, einem spanischen Kaperstützpunkt. Sehr zum Missfallen von Moritz und Wilhelm Ludwig. Wegen eines Südwestwinds war Moritz gezwungen, mit 1.266 Schiffen ein Heer von 12.000 Fußsoldaten und 2.000 Reitern bei Philippine (2) an Land zu setzen. Von dort aus marschierte das Heer an Brügge vorbei Richtung Ostende (3).

Der spanische Aufstand endete schneller als erwartet. Unter der Führung von Albrecht und Isabella marschierte das spanische Heer rasch auf Ostende zu. Moritz, der gerade dabei war, seine Truppen am Strand von Ostende nach Nieuwpoort (4) zu verlegen, wurde überrascht. Zwei Regimenter sollten Albrecht an der Brücke von Leffinge (5) aufhalten, doch dies misslang – die Truppen flohen. Moritz brach die Belagerung von Nieuwpoort ab und bezog Stellung zwischen Nieuwpoort und Ostende in drei Linien. Nach stundenlangen Kämpfen und dem letzten Einsatz von 300 Reitern gewann Moritz die Schlacht nur knapp. Er zog sich nach Ostende zurück, und das Heer wurde per Schiff nach Holland zurückgebracht.

Im Jahr 1601 begann Albrecht die Belagerung von Ostende. Erst 1604 fiel die Stadt an Spinola, nach dem Tod von 80.000 Soldaten.

Zur Entlastung Ostendes landete Moritz 1604 bei Cadzand mit dem Ziel, Sluis (6) zu erobern und von dort aus nach Ostende vorzurücken. Aufgrund heftiger Gegenwehr konnte er das Zwin nicht überqueren und musste zuerst seinen Brückenkopf nach Osten absichern. Nach der Einnahme von Fort Sint Catherine und Philippine eroberte er IJzendijke (7), danach Aardenburg (8) und Oostburg. Anschließend begann die Belagerung von Sluis.

Diese zog sich länger hin als erwartet. Ein Gegenangriff Spinolas zur Befreiung von Sluis wurde von Wilhelm Ludwig abgewehrt. Nach mehreren Monaten kapitulierte die Stadt schließlich. Moritz bereitete sich darauf vor, nach Ostende zu marschieren, doch der Fall der Stadt machte dies überflüssig.

Im Jahr 1591 stand Moritz plötzlich als Ablenkungsmanöver vor den Toren von Hulst. (9) Die Stadt kapitulierte nach drei Tagen. Einige Jahre später, 1596, eroberte Albrecht von Österreich die Stadt zurück. Es dauerte sechs Wochen und forderte viele Menschenleben, bis Hulst sich ergab.

Während des Zwölfjährigen Waffenstillstands ließ Albrecht Hulst stark befestigen. 1640 unternahm Friedrich Heinrich einen erfolglosen Versuch, die Stadt für die Republik zurückzuerobern . Erfolgreich war er erst im Jahr 1645.